Keine Angst Liebe Leserinnen und Leser, jetzt kommt kein Lammento alá bei Hitler war doch nicht alles Schlecht. Der Nationalsozialismus bleibt die größte Schande der jüngeren Deutschen Geschichte. Fakt ist aber, dass manch gute Einrichtung Folge eines Vorherigen schlimmen Ereignisses ist.
So wurde die Deutsche Blindenstudienanstalt 1917 als direkte Folge des Ersten Weltkrieges gegründet, weil sich plötzlich das Problem stellte,wie man die tausenden erblindeten Frontsoldaten wieder ins Arbeitsleben integrieren sollte. Auf zivile Blinde weitete die Blista wie sie von eingeweihten genannt wird ihre Arbeit erst ab Mitte der 20er Jahre aus, als das heutige Gymnasium an dem auch ich 2003 mein Abitur machte seinen Betrieb aufnahm. Es dauerte im Übrigen bis in die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, ehe sich Die Blista neben Blinden auch für sehbehinderte Schüler öffnete
Ganz ähnlich verhält es sich auch mit dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) und dem Nationalsozialismus.. Die Taz
berichtet, dass dieser pünktlich zum 60. Vereinsjubiläum seine Vergangenheit in einer Studie hat aufarbeiten lassen.Die Ergebnisse waren für mich sehr überraschend, sind es aber eigentlich gar nicht, wenn man etwas nachdenkt. Die Entstehungsgeschichte des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) ist nämlich aufs engste mit Männern Verbunden die im Nationalsozialismus eine durchaus tragende Rolle spielten.
Die Ursache dafür liegt wiederum in der Vorläuferorganisaion des DBS.Ganz Kind seiner Zeit, wurde der Verband nämlich am 4. Juli 1951 unter dem Namen Arbeitsgemeinschaft Deutscher Versehrtensport" (ADV) gegründet. Der Verband änderte seinen Namen erst nach Langem Streit im Jahr 1975,und war Plakativ ausgedrückt ein Verein verkrüppelter ewig gestriger Altnazis. zur inhaltlichen Unterfütterung Hier ein längerer Auszug aus dem Taz
Bis weit in die Siebziger Jahre hinein und nicht unbegründet eilte
dem namentlichen Vorläufer des Deutschen Behindertensportverbands "der
Nimbus eines Haufen Ewiggestriger" voraus, wie es der Autor der Studie,
Wedemeyer-Kolwe, erklärt. In Niedersachsen zum Beispiel wurden rund 20
Prozent aller Versehrtensportvereine von Personen gegründet, die eine
nachweislich hohe "NS-Belastung" aufwiesen. "Die personellen
Kontinuitäten in dieser Höhe sind eindeutig, und es gibt keinen Grund,
diese Verhältnisse nicht auch auf andere Bundesländer zu übertragen", so
Wedemeyer-Kolwe.
Der Historiker hat 250 Versehrtensportler
allein in Niedersachsen biografisch untersucht. Zwanzig von ihnen
gehörten der Waffen-SS, den KZ-Wachtruppen oder dem
Reichssicherheitshauptamt und dem Rasse- und Siedlungshauptamt an, die
für die "Umsiedlung", Ausplünderung und Ermordung der Juden
verantwortlich war. Ein späteres Landesvorstandsmitglied war als
SS-Angehöriger der Warschauer Gestapo für das jüdische Ghetto zuständig
Und weiter:
In den Versehrtensportvereinen in ganz Deutschland sammelten sich auffallend viele NS-Schergen, SS-Sturmmänner, die an Massenmorden beteiligt waren. Nicht selten wurden für diese Männer von "Vereinskameraden" aber auch seitens der Verbände Spendensonderkonten eingerichtet, um die Familie der Angeklagten zu unterstützen sowie ihre Verteidiger zu bezahlen.
Auch gelang es den Nazis Im Verband nie ihre Ideologie bedingten Vorbehalte gegenüber sogenannten Zivilbehindeten abzubauen. Auch dies ist aber erklärbar, wenn man sich vergegenwärtigt, wo diese Sportler herkamen, Auch hierzu nochmals ein längeres Zitat aus der taz:
Es waren vor allem kriegsgeschädigte Soldaten hohen Ranges, die
bereits zu Wehrmachtszeiten Sport betrieben und den Versehrtensport der
Nachkriegszeit prägten. Waffenträger, für die der Dienst in der
Wehrmacht ein Ehrendienst war. Sportärzte und Sportlehrer, die in der SS
aktiv waren und in den SS-Heilanstalten, vor allem in der SS-Heilstätte
Hohenlychen, ihre Fortbildung zum Versehrtensportler absolviert hatten.Diese sportlichen Kriegsversehrten
verstanden sich auch nach der Niederlage des NS-Regimes weiterhin in der
Rolle, die ihnen das NS-Regime zuvor zugewiesen hatte: "Edelversehrte",
eine Art Elite, die im Kampf für das Vaterland Arme oder Beine verloren
hatte.Sie hegten, immer noch befangen in der NS-Ideologie, offen
Ressentiments gegenüber Menschen mit anderen, sogenannten
Zivilbehinderungen, die sie als "asoziale Elemente" ansahen.(...)
Ich will damit den DBS nicht diskreditieren, zumal die entsprechenden Nazis inzwischen tot sind, sich das Problem also biologisch gelöst hat.Ich finde vor allem interessant, wie selbst so etwas gutes wie Behindertensport mit der NS-Vergangenheit verquickt ist. in Deutschland scheint ohne Nazis nichts denkbar.