Samstag, 23. Juli 2011
Zur Rolle des Vorislamischen Erbes in den innenpolitischen Machtkämpfen Irans
In meiner Magisterarbeit hatte ich unter anderem untersucht, ob und wie der Iran seine persische Kultur den Schiismus; und seinen Persischen Nationalismus nutzt um seinen Einfluss im Nahen Osten auszubauen. Mein Fazit damals war ziemlich gemischt:
Bilanziert man die Rolle von Kultur, Schiismus und Nationalismus, so ist evident, dass persische Kultur und auch der Schiismus als Ressource zum Machtgewinn eingesetzt werden. Der Iran erzielt hier aber nur punktuelle Erfolge vor allem im Libanon. Im eigentlichen Untersuchungsbereich dieser Arbeit, also der Golfregion, scheitert der Iran entweder ganz mit Infiltrationsversuchen, oder stößt wie im Irak an theologisch begründete Grenzen. Deshalb sollte die Wirksamkeit der religiös-kulturellen Faktoren nicht überbewertet werden.
Offenbar spielt die Vorislamische Kultur des Iran symbolisiert durch Persepolis aber nicht nur als außenpolitisches Kapital eine Rolle, sondern wird auch im Innenpolitischen Kampf eingesetzt, wie ein Artikel von Elisabeth Kiderlen berichtet. Offenbar gibt es einen harten Kampf zwischen dem Klerus der an der Allgemeingültigkeit des Islam festhält auf der einen Seite und dem Ahmadineschad-Lager prominent vertreten durch den Stabschef des Präsidenten Esfandiar Rahim Maschaei auf der anderen Seite.Dieser vertritt einen nationalen Iranischen Islam,der sich positiv auf das vorislamische Erbe des Landes bezieht und im Prinzip ohne die Machtbeteiligung des Klerus auskommt. Ziel der Neokonservativen ist ja letztendlich eine islamische Republik ohne Klerus. Deshalb wird ja auch behauptet man stünde in direkter spiritueller Verbindung mit dem entrückten Zwölften Imam. Wenn dem so wäre bräuchte es keine Mullahs als Vermittler mehr und damit auch keinen obersten Religionsführer.
Nicht zuletzt deshalb enthalten Versuche mit einem spezifischen iranischen Islam zu punkten erheblichen politischen Sprengstoff. Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht und ob wir eventuell bald die zweite Absetzung eines Staatspräsidenten nach Abū'l-Ḥasan Banīṣadr 1981 erleben werden. Seit sich Präsident und Revolutionsführer offen bekämpfen ist im Iran letztlich alles möglich.
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