Dienstag, 7. Juni 2011
Wachstum jenseits des Brutoinlandsprodukts
Vor rund Zwei Wochen war ich auf dem ATTAC Kongress jenseits des Wachstums ?! in Berlin. Dort wurde über die Frage diskutiert ob unsere Gesellschaft in Zukunft weiter Wachstum benötigt oder ob auch eine schrumpfende Gesellschaft also eine Gesellschaft des Postwachstums denkbar ist Während die Anhänger eines weiteren Wachstums für ihre Idee eines neuen guten qualitativen Wachstums stritten, welches den Kapitalismus ökologisieren will und am prominentesten im Konzept des Green New Deal niedergelegt ist, plädieren die Postwachstumsanhänger für nicht weniger als die Überwindung des Kapitalismus, weil ihm ein Wachstumszwang inhärent sei der sich nicht zügeln lasse.Ich persönlich sympathisiere zwar mit der Postwachstumsfraktion, habe aber mal wieder festgestellt das mir der letzte Funke revolutionärer Elan einfach fehlt. Der Grenn New Deal erscheint mir einfach realistischer. Im Besten Fall kann er vielleicht eine Art Zwischenlösung auf dem Weg zur Postwachstumsgesellschaft bieten.
Wenn man nun zu dem Ergebnis kommt, das ein anderes ökologisches Wachstum weiter nötig ist, wird allerdings klar, das man einen neuen Begriff von Wachstum bracht, den das klassische BIP ist für ökologische Wirkungen blind. in ihm erzeugt eine Ölpest oder ein Wirbelsturm genauso Wachstum wie erneuerbare Energien, Ökolandbau oder Biotourismus.Hier kommen die Schleswig-Holsteinischen Grünen ins Spiel. Sie haben eine Wissenschaftliche Studie für Schleswig-Holstein in Auftrag gegeben, die einen neuen Index zugrunde legt, nämlich den im Auftrag des Umweltbundesamts entwickelten Nationalen Wohlfartsindex (NWI). Da besondere an diesem Index besteht darin, dass er sowohl positive als auch negative Kriterien, darunter auch Einkommensverteilung, Wasser- und Luftverschmutzung, CO2-Belastung, ehrenamtliche und häusliche Arbeit, Schäden durch Tabak-, Alkohol- und sonstigen Drogenmissbrauch, Schäden durch Verkehrsunfälle, Kriminalität, sowie Veränderungen der Kapitalbilanz. misst.
So kommt die Studie etwa zu dem Ergebnis, das der Wohlstand in Schleswig-Holstein nach den Kriterien des NWi sogar gestiegen ist, während er laut klassische, BIP stagnierte. Die Taz hat mit Robert Habeck Fraktionschef der Grünen im Schleswig-Holsteinischen Landtag geführt. Dieser beabsichtigt übrigens mit dem Konzept des NWI unter dem Label eines Grünen BIP in den Wahlkampf zu ziehen.Ich freue mich darüber, den mit Green New Deal und NWI stünde den Grünen endlich eine kohärente Wirtschafts-- und Gesellschaftsphilosophie jenseits von Wachstumszwang und Neoliberalismus zur Verfügung.Ich bin gespannt wie sich die Debatte in den nächsten Jahren entwickeln wird.
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