wieder geht es in den Iran. Lange Vorreden erspare ich euch diesmal. Motivation sich noch einmal in die Islamische Republik zu wagen war diesmal schlicht und einfach der Wille noch einmal eine andere Ecke des Landes zu sehen, den unsere Route verlief diesmal anders.Wer sich dennoch für meien Innere Motivation bezüglich des Iran interessiert, den verweise ich auf die Ausführliche Einleitung meines Reiseberichts 2007
5.Und 6. 7.2008
Um 9 Uhr morgens traf sich die Gruppe am Marburger Hauptbahnhof, wobei uns dankenswerterweise die Koffer abgenommen und per Auto nach Frankfurt transferiert wurden. Andernfalls hätten mich mitreisende mit meinem Koffer und der zusätzlichen Tasche wohl auch gehasst. Als Besonderheit dieser Gruppe stellte sich übrigens heraus das wir mit Yasmina und Georg zwei Persisch Sprecher in der Gruppe hatten, im Fall von Yasmina sogar gewissermaßen eine Muttersprachlerin, den ihr Vater ist Perser, sodass sie zweisprachig aufgewachsen ist. Die Zugfahrt nutzten wir dann auch dazu einige Persische Vokabeln und Sätze auszutauschen:
Man Henning Hastam =Ich heiße Henning
Bebachschid = Entschuldigung
Nuschejan =Guten Appetit
Schapache Gute Nacht
Merci Danke alternativ heli mam nun
Salom = Hallo guten Tag
Ansonsten verlief alles dem letzten Jahr sehr ähnlich mit dem Unterschied, das wir auf dem nagelneuen Imam Komeni Airport landeten. Nach der Landung ging es wieder in den kultigen Minibus. Diesmal fuhren wir allerdings direkt Richtung Esfahn und sparten uns das Khomeini Mausoleum, weil dies einen zusätzlichen Umweg bedeutet hätte. Allerdings holten wir diesen Programmpunkt zu einem späteren Zeitpunkt nach. Um halb acht am nächsten Morgen trafen wir dann bei Familie Malmanesh ein, und dort gab es wieder ein großes Hallo. Für mich war diese Begrüßung gleich etwas besonderes dar sich natürlich viele Familienmitglieder an mich erinnerten, sodass es für mich in erster Linie ein Großes Wiedersehen war. Nach einem guten Frühstück und einigen Stunden Schlaf gab es dann Mittagessen und zwar Kebab. Danach gab es dann erste spaßige Versuche des gemeinsamen Spielens über Sprachgrenzen hinweg. Gegen Sechs brachen wir dann zur Erkundung des Imam Platzes auf, und besuchten wie im letzten Jahr den traditionellen Handwerker Markt. Dort erhielten wir in einem Teppich Geschäft eine umfassende Einführung in die Geheimnisse des Teppichknüpfens.Anschließend machten wir es uns auf den Grünflächen des Imam Platzes gemütlich. Hier treffen sich im Sommer viele Familien und Junge Menschen zum Picknick. Erstaunlicherweise kann ich mich nicht erinnern das wir dies letztes Jahr gemacht hätten. Insgesamt ein äußerst entspannter Abend der mit einem zweistündigen Spaziergang nach Hause gekrönt wurde.
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Der Imam Platz |
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Abendlicher Trubel auf den Grünflächen des Imam Platz |
7.7.2008
Zunächst besuchten wir die Lotfollāh Moschee einen wunderschönen Bau der letztes Jahr noch nicht auf dem Plan stand. Danach ging es wie letztes Jahr in die Blaue Moschee was wie letztes Jahr sehr beeindruckend wahr. Nach wie vor ein wunderschöner Bau mit toller Akustik. Anschließend ging es zu einem ausgedehnten Gang über den Basar wobei sich erneut bestätigte das der Einheimischen Bazar wesentlich interessanter und atmosphärischer ist als der auch vorhandene Basar für Touristen. Nach einem lecker Mittagessen und etwas Schlaf ging es dann mit der ganzen Familie zum Picknick an die Khaju-Brücke.
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Lotfollāh Moschee 1 |
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Lotfollāh Moschee 2 |
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Lotfollāh Moschee 3 |
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Der Autor in der Lotfollāh Moschee |
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Blaue Moschee 1 |
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Blaue Moschee 2 |
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Innenhof der Blauen Moschee |
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Mein absolutes Lieblingsbild aus der Blauen Moschee |
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Gewürze auf dem Basar |
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Die Khaju-Brücke |
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Gesang unter der Khaju-Brücke |
8.7.2008
Aufbruch zur Rundreise. Morgens Aber ging es zunächst zu einem Rundgang über den Märtyrer Friedhof was wie im letzten Jahr auf die Stimmung drückte. Tot und Krieg sind eben ernste Themen . Danach ging es in das Sprachinstitut in dem Mariam unterichtet was sehr amüsant war.Die Begeisterung mit der uns die Sprachschülerinen Fragen stellten machte Spaß, endete aber natürlich an sensibelen Stellen. Die Sprachlehrerin achtete mit Argusaugen darauf , dass keine politischen Fragen gestellt wurden Nach dem Mittagessen ging es dann nach Nain und hier erwartete uns ein wahres Mammut Programm.
Zuerst ging es wie im letzten Jahr zur Quelle mit den riesigen alten Affenbrotbäumen, wo wir uns stärkten, um dann das Mausoleum eines berühmten persischen Lyriker aufzusuchen, über das Herr Mohamadis Vater die Aufsicht führt was uns überhaupt erst die Türen öffnete. Hier gab es Tee, was überhaupt eine wichtige Grundregel in diesem Land ist. Egal wo man hin kommt es gibt immer Tee und meist auch noch Obst. Wer keinen Tee mag, der hat es schwer in diesem Land, ganz abgesehen davon das man sich bei der Hitze keinen Gefallen tut keinen Tee zu trinken, wirkt er auf den Körper doch im Endeffekt kühlend und hilft so die enorme Hitze besser zu überstehen.Anschließend ging es Analog zum Letzten Jahr wieder zu den Webern die in Erdhöhlen arbeiten die von Außen an Tatooine aus Starwars erinnern und wahnsinnig niedrig sind. Hier werden die Gewänder der Mullahs aus Kamelhaar hergestellt. Ich nutzte die Gelegenheit ein solches Gewand überzustreifen und muss sagen sie Kratzen unglaublich. Als Iranischer Geistlicher darf man offensichtlich keine Ansprüche an Hautfreundlichkeit stellen.Bei der Gelegenheit entstanden dann auch einige nette Fotos.
Danach ging es weiter zu Basar und Freitagsmoschee die nett anzusehen war, mich aber nicht besonders beeindruckte, Ich fürchte als Atheist und Kirchen Hasser geht mir die Magie sakraler Orte etwas ab.Als nächstes ging es ins Heimatmuseum, das wie im Letzten Jahr einige nette Nachgestellte Szenen aus dem früheren Alltag in Nain und altes Werkzeug bot. Am Ende des Tages ging es dann schließlich ins Sporthaus, wo wir eine wunderbare Performance geliefert bekamen. Diese Synthese aus traditioneller Frömmigkeit und alten Vor islamischen Gymnastikübungen und Tänzen ist und bleibt einfach beeindruckend. Schade nur das ich völlig erschöpft bin und die ganze Zeit gegen den Schlaf ankämpfe. Dennoch ist es mir gelungen neben Fotos auch Videos aufzunehmen, die hoffentlich die Atmosphäre ein wenig transportieren. Anschließend stand nur noch schlafen an.
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Märtyrer Friedhof |
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Quelle Bei Nain |
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Mausoleum für Persischen Lyriker in Nain |
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Im Mausoleum |
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Weberwerkstatt von Außen |
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Werbewerkstatt Innen.Es ist eng und niedrig |
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Mullah Mohamdi |
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Der Autor zusammen mit Mister Mohamdis Sohn der Aussieht wie eine Miniaturausgabe von Ahmadineshad und nebenbei bemerkt auch ähnlich redet. |
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Wachsfigur im Heimatmuseum |
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Werkzeuge |
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Tonkrüge für Vorräte |
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Familie im Wohnzimmer Die Zwei wärmten sich mit Hilfe von Holzkohle |
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Im Sporthaus 1 |
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Sporthaus 2 |
Sporthaus in Bild und Ton 1
Sporthaus in Bild und Ton 2
9.7.2008
Aufbruch nach Yast, dem Zentrum der Zoroaster von denen es im Iran noch etwa 10.000 gibt.Auf dem Weg machen wir kurz halt in einer Töpferei, was einige für Einkäufe nutzen In Yast angekommen fahren wir erstmal wohlgemerkt unangemeldet zum Zoroasterverband in der Hoffnung ein Gespräch zu bekommen, Natürlich klappt das nicht,den auch der Iran kennt so etwas wie Sommerurlaub, und so sind wir völlig umsonst durch die Mittagshitze gestapft. Typisch Mohammad. Da wir jetzt eh angestrengt sind machen wir auch keine Pause sondern fahren zu einer Alten Kultstätte der Zoroaster. Auf einem Hügel haben sie bis zum Verbot 1970 ihre Toten abgelegt und ihre Gebeine nachdem sie von Geiern abgenagt wurden in Felshöhlen deponiert. Zoroaster glauben nämlich an die Heiligkeit der Vier Elemente die ihrer Ansicht nach bei Erdbestattungen verunreinigt werden, Heute löst man das Dilemma mit Beton Särgen . Dar die Höhlen in keiner Weise touristisch erschlossen sind bleibt nur Krakseln. leider schaffe ich es aber nicht bis ganz oben. Nach erfolgreichem Abstieg geht es dann zum Feuertempel dem Heiligtum der Zoroaster.Das ist verglichen mit Christlichen Kirchen oder Moscheen von Gerade zu schockierender Nüchternheit und bietet nicht mehr als einen Schlichten Raum mit Marmor Boden an dessen Ende man die Heilige Flamme hinter einer Scheibe brennen sieht. Diese ist angeblich seit 200 Jahren nicht mehr erloschen, was Herr Mohamadi als Lüge bezeichnet. Andererseits stellt er aber fest das er die Zoroaster mögen würde, dar ihr Glaube viele Parallelen zum Schiitischen Glauben aufweise. Auch der Verantwortliche im Tempel berichtet von einem Harmonischen Zusammenleben zwishen Schiiten und Zoroastern.Unter dem Strich alles nicht spektakulär aber die Begegnung mit diesem alten im Verschwinden begriffen Kult war dennoch eine Bereicherung. Anschließend besuchen wir den alten Bazar von Yast, wo man vom Turm einer Moschee aus einen Tollen Blick auf die Stadt erhält.Danach beschließen wir dann bereits einen Teil der sehr langen Strecke nach Mashad zurückzulegen was auch gelingt. Die Suche nach einem Quartier für die Nacht endet aber desaströs. Wir landen in einem Rattenloch von Hotel, am Rande der beginnenden Salzwüste. bei dem ich es vorgezogen hätte mit Schlafsack und Isomatte vor der Tür zu schlafen. Leider wollen die anderen Waschlappen aber unbedingt Duschen und in einem Bett Schlafen. Bett muss man hier aber mit Holzpritschen ohne jede Federung übersetzen. In diesem Moment hasse ich meine Mitreisenden.
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Reste eines vor islamischen Bauwerks bei Yast |
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Feuertempel Yast |
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Vor dem Bazar in Yast
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Yast von Oben |
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Yast von Oben die Zweite |
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Yast von Oben die Dritte |
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Freitagsmoschee Yast |
10.7.2008
Weiterfahrt nach Maschad an, einem der Heiligsten Orte des Schiitischen Islam, den Hier liegt Imam Reza begraben. Der ist im Jahr 818 hier in der Nähe ermordet worden und ist für die Schiiten der 8. Imam. Die Fahrt nimmt den Ganzen Tag in Anspruch, wobei wir die Salzwüste Dasht-e Kavir durchqueren. Die ist vor allem mörderisch heiß ansonsten aber wenig aufregend.Außerdem machen wir einen Zwischenstopp in den zum Weltkulturerbe zählenden Gärten von Tabris. Die sind wirklich einen Besuch wert,aus ökologischer Sicht aber Blödsinn, weil hier Unmengen Wasser aufgewendet werden um einen Garten mehr oder weniger in der Wüste am Leben zu halten. Erst um Kurz vor Mitternacht kommen wir in Maschad an. Weil uns ein besonderes authentisches Pilger Erlebnis ermöglicht werden soll mieten wir uns in eine kleine Wohnung ein, wie sie hier für Pilger vermietet werden. Nach dem Abendessen gehen wir nicht etwa schlafen, sondern stürzen uns gegen 2 entsprechend bekleidet ins Pilger Getümmel Richtung Imam Ali Moschee. Vor allem für die Frauen bedeutet dies einen ziemlichen Aufwand den sie müssen sich den Tschador anlegen. In der Moschee angekommen wird die Direktive ausgegeben uns falls wir angesprochen werden als Konvertiten aus Deutschland auszugeben. Dies ist wichtig denn nicht Muslimen ist das Betreten dieses Heiligtums verboten Dieses ist erstens Riesig und zweitens absolut beeindruckend. Edele Teppiche, Blattgold, Spiegel Kunstschätze ein wahres Monument das einen staunen lässt. Leider ist fotografieren streng verboten. Es herrscht Hochbetrieb, der sich auf dem riesigen Areal allerdings ganz gut verteilt. Ziel der Pilger ist indessen früher oder Später der Schrein des Imams. Hier lässt sich Frömmigkeit und Ektase in einer für säkulare Westler unglaublichen Intensität erleben. Es wird gebetet gemurmelt geschluchzt geschrien. Ich erkenne das Schiiten einen unglaublichen Hang zur Melodramatik aufweisen und schwanke zwischen Faszination und Scham. Ist es in Ordnung sich als falscher Muslim an einen solchen Ort zu begeben und die Ekstase dieser Menschen die in tiefem Glauben aufgehen zu beobachten wie ein spannendes Naturereignis? Irgendwann ziehen wir uns dann in den Innenhof zurück um noch etwas zu schlafen. Dabei bekomme ich im Halbschlaf mit dass ein Wächter spielende Kinder verjagt. Sie sollen gefälligst die Deutschen Brüder schlafen lassen. Wenn der wüsste. Gegen 5 wird es dann wieder spannend das Morgengebet steht an und circa 10.000 Gläubige wiegen sich wie eine große Masse synchron zu den Worten des Vorbeters. Schlicht und einfach beeindruckend. Wer so etwas mal miterlebt hat kann die Magie von Masseninszenierungen vielleicht etwas besser verstehen.Wenig später geht die Sonne auf und wir werden Zeuge der eigentümlichen Integration persischer Rieten in den Islam. Der Tag wird mit einer Musik auf Trommeln und Blasinstrumenten begrüßt. Heraus kommt das wahrscheinlich seltsamste, das ich bisher gehört habe. Am Ende dieses Ritual werden wir dann Zeuge einer Wunderheilung als ein Mann unter dem Erstaunten Aufschrei der Gläubigen aus seinem Rollstuhl aufsteht Anschließend geht es nach Hause und während die Stadt erwacht fallen wir erstmal völlig erschöpft ins Bett.
Impressionen aus den Gärten von Tabris
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Kleiner Teich mit Fontäne |
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Ein Schwan |
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Und nochmal 3 Vögel |
11.7.2008
Heute passiert nicht viel. Schlafen Dösen Lesen Essen Schlafen beschreibt es eigentlich ganz gut. Abends begeben wir uns in die Stadt. Die ist trist dreckig fromm und Überfüllt.Kurz und Gut vom Touristischen Standpunkt her überhaupt nicht attraktiv. In einem Fotogeschäft machen wir einen Mörderisch Kitschige Fotomontage der Reisegruppe vor heiligen Motiven schließlich sind wir jetzt Mashadis haben also einen Ehrentitel erworben. Wir beschließen den Tag relaxt in einem Teehaus.
Weiterfahrt Richtung Teheran. Diese verläuft Ereignislos abgesehen von einem Zwischenstopp in einer alten Karawanserei. Wir übernachten in einem staatlichen Hotel in Semna. Das ist Sauber und gepflegt und bietet alles was man von einem Modernen 3-4 Sterne Haus erwarten darf. Einen störenden Punkt gibt es aber doch. In den Hotels der Islamischen Republik herrscht strikte Geschlechtertrennung, es sei denn man kann nachweisen das man verheiratet ist. Das bedeutet für unsere Pärchen Christoph und Dorett sowie Jasmina und Georg die Zwangsläufige Trennung.
Nachmittags treffen wir in Teheran ein. Die Stadt gefällt mir nach wie vor nicht, wir wohnen allerdings ziemlich gut in der Wohnung eines Iranischen Wissenschaftlers der zu dieser Zeit in Berlin lehrt und uns seine Wohnung netterweise überlassen hat. Dar diese im Norden der Stadt liegt ist auch die Luft ganz erträglich.Nachdem wir von der Mutter unseres Gastgebers herzlich empfangen und verköstigt wurden wird erstmal ein bisschen deutsches Fernsehen geschaut und anschließend durchaus angeregt über die moralische Frage debattiert ob man seinem Partner Fehltritte zum Beispiel im Urlaub beichten soll oder nicht.Ausgelöst wurde diese Debatte wiederum durch die Tatsache das Josefine trotz Freund in Deutschland aufs heftigste mit Mohammads Neffen Mahdi anbandelte, aber das ist eine andere Geschichte die hier nicht mehr Thema sein soll.Jedenfalls setzt sich am Ende der Diskussion die Fraktion der Schweiger durch.Abends fahren wir dann wie im letzten Jahr zum Essen nach Darband Das war erneut sehr lecker und entspannt aber auch ein wenig strapaziös, den Darband ist eine Schlucht die komplett mit Restaurants gefüllt ist,und wenn man ein Restaurant relativ weit oben wählt muss man ganz schön klettern.
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Lichtermeer in Darband |
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Entspanntes Essen auf den Plattformen im Fluss |
14.7.2008
Wie im Vergangenen Jahr Besuch beim Institute for Political and International Studies (IPIS), einem Think Tank der dem Außenministerium untersteht. Die Diskussion verläuft relativ lahm und vorhersehbar. Erneut betont man seinen Friedenswillen und seine Interesse an guten Handelsbeziehungen, und erneut wird die spezifische Sicht der Iranischen Eliten auf die Welt deutlich. Tendenziell ist Europa eine Marionette der USA, während der Iran heldenhaft seine Unabhängigkeit bewahrt Fragen nach dem Atomprogramm wird mit Verweis auf Israel und Pakistan sowie die doppelten Standards des Westens begegnet. Ansonsten lässt sich feststellen, dass man uns im Vergleich zum Letzten Jahr deutlich weniger wichtig nimmt.Während im Letzten Jahr noch die Sprecher aller Forschungsbereiche mit uns diskutierten, ist es diesmal nur eine Professorin und ein ex-Botschafter des Iran der sich mit uns auseinandersetz. Außerdem ist noch eine Klasse Jung Diplomaten anwesend. Diese stellen sich aber relativ dämlich an, und konfrontieren uns in vielen Hintergrundgesprächen die wir nach Abschluss der Diskussionsrunde führten unverblümt mit der Auschwitzlüge. Auch sind sie uns in Analytischer Hinsicht keineswegs überlegen, sondern eher das Gegenteil. Wenn diese Menschen die neue Botschafter Elite des Iran werden steht es nicht gut um das diplomatische Chors der Islamischen Republik.Interessant waren die Diskussionen dennoch, und bei einigen hatte ich auch durchaus das Gefühl sie ein wenig nachdenklich gemacht zu haben. Vielleicht konnten wir einen winzigen Beitrag leisten ihre Sicht auf die Welt etwas zu verändern.
Anschließend besichtigen wir noch eine ehemalige Residenz des Schah. Hier wird der unglaubliche Prunk der Pahlawi Dynastie deutlich. Alles wirkt so als sei der Schah nur kurz weg, und würde bald wieder kommen.Sogar persönliche Gegenstände der Familie sind in Vitrinen ausgestellt. Man kann sich den Unglauben vorstellen, der die Menschen ergriff als sie nach der Revolution den Palast besichtigten, und man merkt das er bis heute als propagandistische Waffe genutzt wird.Programmpunkt Nummer drei an diesem Tag ist dann schließlich noch ein Kurzer Besuch bei einer Kunstsammlung, die einst Fahra Diba gehört hatte.
Impressionen aus der Residenz des Schah
15.7.2008
Rückfahrt nach Esfahan. Als erstes fahren wir zum Kohmeni Mausoleum. Das ist immer noch gewaltig, und noch immer nicht fertig. Ich habe das Gefühl dass garn kein Interesse besteht irgendwann fertig zu werden,immerhin baut man jetzt schon fast 20 Jahre daran.Offensichtlich macht man ein Gutes Spenden Geschäft, Die fliesen äußerst reichlich In der Regel kommen so viel Spenden herein,das Große Staubsauger das Geld aus Kohmenis Grabkammer saugen. Anschließend machen wir erneut Station in Gom, das sich als eine wahre Gluthölle heraus stellt, die wir alle schlimmer finden als die Dasht-e Kavir. Das ist schon ein wenig erstaunlich wenn man bednkt, das die Dash-e-Kavir als eine der Lebsnfeindlichsten Regionen überhaupt gilt.In Gom angekommen besuchen wir wie im Letzten Jahr einen Mullah der mit Herrn Mohamadi verwandt ist. Das klappt auch ganz gut, bis er am Ende der Diskussion einiges äußert das er sich letztes Jahr nicht getraut hat. Er verteidigt nicht nur die Fatwa gegen Rushdie, sondern erklärt Humanismus und Menschenrechte für unvereinbar mit dem Islam. Ein seltsames Ende wenn man vorher zwei Stunden eine moderate Linie gehalten hat, und natürlich aus westlicher Perspektive inakzeptabel. Abends dann Ankunft bei Familie Malmanesh. Home sweet Home!
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Eingang des Mausoleums Ist und bleibt eine Baustelle wie man sieht |
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Blick in die Grabkammer Links einer seiner Söhne rechts der Meister selbst |
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Der Mullah und seine Frau |
16. 7.2008
Relaxen bei Malmaneshs. Erst schlafen bis Mittags, dann Essen und nach einer weitern Runde Entspannung geht es Abends zur Familienfeier außerhalb der Stadt.Die Feier war erneut sehr Stimmungsvoll, allerdings weniger wild als letztes Jahr. Super war der Swimmingpool in dem man schwimmen dürfte. Ich mache an diesem Abend noch Bekanntschaft mit einer Kakerlake die sich in mein Hosenbein verirrt hatte.
Vormittags Besichtigung des Armenischen Viertels samt seiner wunderschönen Kirche in der Fotografieren verboten ist. Auffällig am Armenischen Viertel ist seine deutlich enspanntere Atmosphäre. Es gibt Cafés und Alkoholfreies Bier. Alles ist wesentlich ungezwungener und weniger repressiv als im Rest der Stadt. Ein wirklich angenehmer Kontrast.
Abends schauen wir uns dann zwei westlich geprägte Einkaufspassagen an, und spazieren zur si-o se-Pol Brücke, wo wir uns mit Mitgliedern von Mariams Deutschkurs trafen und uns gut unterhielten.
Impressionen aus dem Armenischen Viertel
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Southpark schaffst auch in den Iran |
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Islamische Schaufensterpuppen in besagter Einkaufspassage |
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Si-O-Se Pol Brücke |
18.7.2008
Bizarrer Tag. Mohamad weckt uns mit den Worten Wollt ihr Tote sehen? Er ist nämlich der Meinung, dass zum Erleben einer Kultur auch der Tod gehört. Deshalb fahren wir nach dem Frühstück auf den Friedhof und können einen kurzen Blick auf eine Totenwaschung werfen. Auch bei der anschließenden Beerdigung sind wir zugegen. Der Schiitische Hang zur Hemmungslosen Trauer bestätigt sich auch hier. Während auf Deutschen Beerdigung vor allem die innere Einkehr und Zurückhaltung propagiert wird,herrscht hier hemmungsloses Wehklagen. Diese kulturelle Differenz ist zwar interessant, dennoch ist uns allen dieser Programmpunkt eher unangenehm während Mohamad begeistert Fotos macht.Der Mann ist einfach nur schmerzfrei. Am Ende sind wir alle froh als es zum Mittagessen nach Hause geht. Abends essen wir dann mit dem gesamten Malmaneshclan im Weltberühmten Hotel Abasi Anschließend. spazieren wir alle Gemeinsam nach Hause. Markus und ich haben dabei die entzückende Schafire an der Hand und wirken wie die Schwule Kleinfamilie.
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Hotel Abasi 1 |
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Hotel Abasi 2 |
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Hotel Abasi 3 |
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Schafire 1 |
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Schafire 2 |
19.7.2008
Dieser Tag lässt sich mit einem Wort beschreiben. Basar. Den ganzen Tag sind wir Unterwegs um unsere Mitbringsel zusammen zu tragen. Ich erwerbe 2 große Wasserpfeifen. Abends Regnet es kurz, für ein so trockenes Land wie den Iran durchaus ein Ereignis.
Zeit Abschied zu nehmen. wir verbringen noch einmal einen netten Tag mit der Familie. Nachmittags beginnt dann das große Packen. Zum Abendessen gibt es das was man hier Pizza nennt. Das sind kleine Mini Pizzen, bei denen allerdings auf die Tomatenmark Unterlage verzichtet wird.Stattdessen macht man sich hier Ketchup oben drauf. Schmeckt zwar nicht wirklich wie Pizza ist aber lecker.Zum Schluss gibt es dann noch eine Große Bescherung, bei der wir unsere zahlreichen Gastgeschenke an den Familienclan verteilen. Gegen 21 Uhr treten wir dann die Fahrt zum Flughafen an. Die verläuft ohne erwähnenswerte Ereignisse. Früh Morgens kommen wir dann am Flughafen an, und nehmen Abschied von Herrn Mohamadi,dem besten und nettesten Autofahrer den ich kenne. Nach elend langem Chek in besteigen wir schließlich den Flieger und trennen uns Schließlich um 13 Uhr Deutscher Zeit am Flughafen Frankfurt. Ein Teil von uns, darunter auch ich tingelt dann noch mit der Bahn nach Marburg, wie auf dem Hinflug um unser Gepäck erleichtert.Schließlich wird dieses am Hauptbahnhof Marburg noch aufgelesen, ehe es endlich nach Hause geht wo ich gegen 16 Uhr endlich ankomme.
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Bescherung zum Abschied |
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Und ein letztes Abschiedsfoto |
Fazit
Was bleibt nach Zwei Reisen in den Iran?
Erst einmal kann ich sagen das mir das Land gefällt. Man sieht sehr viel Kultur und trifft viele sehr Gastfreundliche Menschen, die zumindest zu einem Teil in ihrem schiitischen Glauben verwurzelt sind. Anstrengend ist natürlich manchmal der diktatorische Charakter der Islamischen Republik, von dem man aber als Tourist nichts bemerkt,solange man sich an die Kleidervorschriften hält und nicht gerade Hand in Hand mit der Freundin durch die Gegend flaniert, oder versucht gemeinsam zu baden um nur einige Beispiele der Vielfältigen Schikanen zu nennen. Dennoch hatte ich nie das Gefühl von diesen Beschränkungen erdrückt zu werden, was sicher auch damit zu tun hat dass ich keine Frau bin. Ich halte aber generell nichts davon durch diktatorische Staaten zu laufen und sich fortwährend über die Defizite des jeweiligen Staates zu beklagen. Täte man dies dürfte man auch keine Ägypten oder Tunesien Urlaube machen, und ob den Menschen vor Ort durch Reiseboykott geholfen wäre bezweifele ich. Außerdem helfen Exkursionen wie diese den Interkulturellen Dialog zu beleben, und als Demokrat und Gegner des Clash of Cultures glaube daran das sich Gesellschaften verändern können. Das gilt auch für den Iran wo schon heute vielversprechende Ansätze einer Zivilgesellschaft existieren. Sie ist es auch die eine Reform der islamischen Republik erzwingen muss, den das Parlament und die anderen Republikanischen Elemente sind durch die weitrechenden Vetorechte des Obersten Geistlichen Führers nicht in der Lage Liberalisierungen durchzusetzen,was Das folgende Schema der Dualen Machtstruktur verdeutlicht
"Theokratische" Institutionen
Geistliches Oberhaupt (Faghi)
- 1980-1989 Ayatollah Khomeini, seit 1989 Ayatollah Khamene'i,
- wird auf Lebenszeit von der Expertenversammlung ernannt,
- Staatschef und Oberkommandieren der Streitkräfte,
- Ernennt den Chef der Judikative.
Wächterrat
- bestehend aus sechs Geistlichen, die vom Faghi ernannt werden und sechs Juristen, die vom Parlament gewählt werden
- bestimmt über die Zulassung von Kandidaten zur Wahl des Parlaments, der Expertenversammlung und der Kommunalregierungen,
- überprüft die Übereinstimmung von Politik und Gesetzen mit dem Islam.
Expertenversammlung
- bestehend aus 83 Geistlichen, die alle acht Jahre in allgemeinen und geheimen Wahlen bestimmt werden,
- interpretiert die Verfassung und sichert die Übereinstimmung von Gesetzen mit dem Islam.
"Säkulare" Institutionen
Präsident
- von 1989-1997 Hashemi Rafsandjani,-1997-2005 Mohammed Khatami, seit 2005 Mahmoud Ahmadineshad
- direkt für vier Jahre und maximal zwei Amtszeiten gewählt,
Parlament
- 270 Abgeordnete beiderlei Geschlechts,
- direkte Wahl alle vier Jahre,
Regierung
Oberster Gerichtshof
- höchste juristische Instanz
- Vorsitzender: Ayatollah Shahrudi (seit August 1999)
- Der Vorsitzende wird vom Faghi auf unbestimmte Zeit ernannt und bestimmt seinerseits die amtierenden Richter.
Der Ansatzpunkt zur Durchsetzung substanzieller Reformen ist also nicht das Parlament oder die Präsidentschaft,sondern eine Beschneidung der Kompetenzen des Geistlichen Oberhauptes,der Expertenversammlung und des Wächterrats. Gelingt es der Zivilgesellschaft nicht hier Reformen zu erzwingen kann wohl nur auf den Tod des Faghi und das allmähliche Nachrücken liberalerer Kleriker in die Theokratischen Institutionen gewartet werden Sicher Keine Lösung ist ein Gewaltsamer Regime Change, den dieser würde zu einer nationalen Mobilisierung führen und das Mullah Regime nur stabilisieren.
Ich finde das Land jedenfalls spannend und würde jederzeit noch einmal hin fahren, allerdings nicht so bald und auch nicht im bisherigen Rahmen, weil sich einfach zu viel wiederholen würde.Ich kann aber Reisen in den Iran nur empfehlen. Vorausgesetzt man ist bereit sich den Regeln der Islamischen Republik zu unterwerfen braucht man keine Angst zu haben.