Bevor ich in den Hauptteil dieses Beitrags das Tagebuch selbst einsteige, möchte ich zunächst einige Sätze darüber verlieren unter welchen Voraussetzungen ich in den Iran aufbrach, das heißt welche Vorstellungen und Vorurteile ich über den Iran hatte, die zum Teil bereits im der Fahrt vorausgegangenen Seminar Orient Exotisch oder Bedrohung aufgebrochen wurden, teilweise aber auch noch bei Fahrt Antritt weiter wirkten. Zunächst einmal ist der Iran, für mich untrennbar mit Deutscher Geschichte verbunden. Das hat natürlich mit dem Besuch des Shahs am 2. Juni 1967 Zusammen, der damals im Westen noch als Kaiser von Persien bezeichnet wurde, obwohl das Land sich bereits Mitte der 30er Jahre in Iran umbenannte. Dieses Ereignis bildete bekanntermaßen den Auftaktakkord zur Studentenrevolte 1967/68 und hat auch meine Eltern, die beide Angehörige dieser Generation sind erheblich geprägt. Deshalb wurde Persien /Iran bei uns in der Familie schon als ich noch ein Kind war immer wieder diskutiert und zwar sowohl vor dem Hintergrund der Revolte von 68 als auch die dortigen aus Sicht meines Sozialdemokratischen Elternhauses natürlich verheerende Entwicklung nach 1979. Insoweit war der Iran für mich kein völlig weißes Blatt Papier als ich das Seminar antrat. Ein weiterer Faktor der mein Iran Bild erheblich geprägt hat ist das Fernsehen. Ich erinnere mich noch gut an Fernsehberichte aus den 80er Jahren - ich muss damals ungefähr Sieben oder acht gewesen sein, in denn sich mir der Iran als düstere Hölle präsentierte, die ausschließlich von Fanatischen Bartträgern und mindestens ebenso fanatisierten verhüllten Frauen bewohnt wird. Steinigung Peitschenhiebe und ständige Agitation auf den Straßen inklusive. Natürlich ist das alles lange her und ich war wie gesagt noch ziemlich klein, dennoch waren es gerade diese Eindrücke die sich tief in mein Gedächtnis ein brannten und mein Iran Bild bewusst oder unbewusst konstituierten. Diese negativen Eindrücke wurden dann erst ab 1997 als ich vermutlich aus dem Weltspiegel vom Wahlsieg Chātemīs erfuhr zumindest teilweise ins positive gewendet, vermochten aber nicht die extrem negative "frühkindliche" Prägung völlig aufzuheben. Zieht man dann noch das multimediale Trommelfeuer der letzten Jahre in Sachen Atomkonflikt mit ins Kalkül, so führte das ganze dazu, dass ich zwar nicht als ausgemachter Iran- Feind wohl aber sehr kritisch und skeptisch vorgeprägt das Seminar antrat.
was bedeutete das nun konkret?
Zunächst befand ich mich in der Atomfrage absolut auf der Linie der Massenmedien, und war bereit dem Iran den Zugang zur Atomkraft zu verweigern, dar meiner damaligen Überzeugung entsprechend den Mullahs in Teheran eine solche hoch riskante Technik nicht anvertraut werden dürfe, da der Staatsführung nicht zu trauen sei. Ebenso war ich nicht bereit einen Unterschied zwischen den Äußerungen von Staatspräsident Ahmadinedschad und Antisemitismus zu erkennen, und wie Herr Malmanesh zwischen Antisemitismus und Antizionismus zu Unterscheiden, ein Punkt übrigens an dem ich immer noch nicht vollkommen überzeugt bin, inzwischen aber immerhin bereit bin die Möglichkeit einer solchen Unterscheidung ernsthaft zu prüfen. Außerdem machte ich Zugeständnisse an den Iran in starkem Maße von Zugeständnissen bzw. Fortschritten in Menschenrechten und Demokratie abhängig, und zwar ausgerichtet an einem westlichen Entwicklungsmodell. Ich hatte zunächst massive Schwierigkeiten damit mich von meinen massiven Vorurteilen und Bildern wie ich sie weiter oben bereits skizzierte zu lösen, und überhaupt die Perspektive des Irans bzw. des Orients einzunehmen. Dieser Punkt führte bereis im Seminar zu bisweilen anstrengenden Diskussionen, die aber letztlich dazu beitrugen meinen Standpunkt schrittweise zu verschieben, und die ich deshalb nicht missen möchte. Jedenfalls war die Frage der Fähigkeit sich in die Gedankenwelt und Weltsicht des Orients hineinzuversetzen für mich eine zugleich spannende aber auch anstrengende Aufgabe in Seminar und Fahrt gleichermaßen. Dieser Punkt stand mir auch während der Reise des Öfteren im Weg, wie sich im Tagebuch noch zeigen wird. Fazit: Als ich die Reise antrat war ich ein kritischer westlich geprägter angehender Politologe, der sich gerade mitten auf dem Weg befand sich von seinen Vorurteilen frei zu machen, und den Blick für eine differenzierte Betrachtung der Islamischen Republik zu öffnen. Dieses Tagebuch soll neben seiner eigentlichen Funktion, der Rekapitulation Der Fahrt Ereignisse auch zur Reflexion meiner Erlebnisse dienen.
Samstag 21. und Sonntag 22. 7.2007
Gegen 11 Uhr traf sich die Gruppe am Frankfurter Flughafen. Dort brach zunächst ziemliches Chaos aus, denn zunächst waren weder genug noch die Tickets insgesamt hinterlegt. Schließlich ging aber doch alles gut, und wir bestiegen das Flugzeug. Interessant für Mitteleuropäer war der Koranvers der zur Einstimmung auf den Flug eingespielt wurde ebenso, wie der in die Maschine integrierte Gebetsraum. Der Rest des Fluges verlief ziemlich ereignislos.
Nach 5 Stunden Flug bestiegen wir dann unseren Reisebus. Ein gemütliches aber enges VW-busartiges Gefährt. Damit ging es in einer strapaziösen fahrt 9 Stunden über die Autobahn. Einen Zwischenstopp legten wir am Chomeini Mausoleum ein. Beeindruckend für einen Atheistischen Mitteleuropäer wie mich war die Inbrunst mit der hier dem Revolutionsführer gedacht wurde, sowie die schiere Größe des Monuments, das auch nach 18 Jahren Bauzeit noch unfertig wirkt. Man muss sich vergegenwärtigen, dass hier teilweise tausende Pilger in Zelten oder auf Teppichen schlafen um Imam Chomeini nahe zu sein. Dabei fallen so viele Spenden zur Erhaltung des Monuments an, dass sie einmal täglich und wenn nötig auch mehrmals mit einem großen Sauger aufgesaugt werden. Am nächsten Morgen erreichten wir dann Familie Malmanesh, einem unglaublich lieben und netten Familienclan, dessen Größe mich zunächst überforderte. Mein absoluter Liebling bisher die kleine Shaphire, ein Wirbelwind den man am liebsten Einpacken möchte. Nach Frühstück und amüsanter Vorstellungsrunde sowie etlichen Stunden Schlaf ging es dann zur ersten Erkundung Esfahans. Hier war für mich einfach alles topp. Wir besuchten den großen Platz auf dem Abends das Leben tobt, genossen Tee und Wasserpfeife in einem Teehaus und führten spannende Gespräche mit einer Studentin und einem Justizangestellten. Überhaupt ist es ausgesprochen erstaunlich wie leicht hier Kontakte geknüpft und Diskussionen begonnen werden. Offensichtlich haben die Menschen hier ein großes Bedürfnis Besuchern mit zuteilen das sie sich in Opposition zum System befinden. Persönliches Highlight heute war der Genuss eines Stücks Schaffshirns. Sehr lecker kann ich nur sagen.
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Unser Gepäck auf einem coolen Cadilac nach der Ankunft in Teheran |
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Pilgerzelte vor dem Chomeini Mausoleum in der Nähe von Teheran |
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Chomeini Mausoleum Innenansicht
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Kupferschmied auf dem Markt in Esfahan bei der Arbeit
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Blick vom Großen Platz in Esfahan der Wasserlauf ist künstlich
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Blick auf den nächtlichen Großen Platz in Esfahan
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Schafshirn in Brot
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Montag 23.7.2007
Nach einer leider für meinen Rücken anstrengenden Nacht auf dem Dach Startete unser Programm mit der Besichtigung der Imam-Moschee , einem beeindruckenden Bau mit einer unglaublichen Accustic durch den uns Herr Malmanesh und seine Nichte Mariam führten. Komödiantisches Highlight hierbei war die Begegnung mit einer Schulklasse die darin endete, das wir uns wild gegenseitig fotografierten. Anschließend galt es sein diplomatisches Talent unter beweis zu stellen, denn wir hatten einen Termin beim Amt für Denkmalpflege, wobei uns die offizielle Linie der Kultur und Tourismus Politik der islamischen Republik erläutert wurde. Obwohl durchaus sinnvoll, langweilte mich dieser Teil des Programms eher. spannend zu beobachten war allerdings wie engmaschig das Überwachungsnetz im Iran geknüpft ist. Kaum waren wir eingetroffen, tauchte neben unserem Gesprächspartner ein zweiter Mensch auf, der die ganze Begegnung auf Video aufzeichnete, und das obwohl unser Termin als absolut unpolitisch einzustufen war. Offensichtlich trauen die Mullahs selbst ihren Funktionsträgern nicht über den Weg. Nach einem leckeren Essen nutzte ich den Nachmittag soweit sprachlich möglich dafür die Kommunikation mit der Familie zu vertiefen.
Gegen Abend trafen wir uns an der Si-o-se-pol Brücke mit drei Studentinnen der Germanistik. Wir führten dabei angeregte Diskussionen über Studieren und Leben im Iran, Deutschland und das Verhältnis zwischen Orient und Okzident. Erstaunlich für mich war die ausgesprochen apolitische Haltung die die drei an den Tag legten, wobei dies andererseits auch wieder nicht erstaunt, da alle drei nach der Revolution geboren wurden, und im Land offenbar eine realpolitische Alternative fehlt. Auf dem Heimweg genossen wir dann noch das nach Herrn Malmanesh Beste Safraneis Esfahans.
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Herr Malmanesh in der Imam Moschee vor einem sogenannten Stundengefäß. |
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Decken Relief in der Imam Moschee |
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Außenansicht der Imam Moschee. |
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Blick auf Esfahan von der Si-o-se-pol Brücke |
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Wohnstätte unter der Si-o-se-pol Brücke |
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Meine Wenigkeit unter der Si-o-se-pol Brücke |
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Sonnenuntergang |
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Die Bögen der Si-o-se-pol Brücke leider etwas schief fotografiert |
Dienstag 24.7.2007
Heute Stand die Besichtigung der Freitagsmoschee an, Auch wenn auch diese Moschee wiederum sehr beeindruckend war, so muss ich doch gestehen, das Langsam eine gewisse Gewöhnung an Moscheen einsetzt. Anschließend ging es über den riesigen Bazar Komplex. Dieser war zwar schon irgendwie beeindruckend besonders sind mir die vielen Gerüche und die beeindruckende Decke in Erinnerung geblieben, auf der anderen Seite ist ein Bazar für mich bedingt durch diverse Türkei, und Tunesien Urlaube nichts völlig neues mehr was den grad der faszination ein Stück weit reduziert. Alles im allem war der Gang über den Bazar aber dennoch äußerst beeindruckend. Man bemerkt durchaus wie stark das wirtschaftliche und soziale Leben im Iran offenbar trotz aller Modernisierungsversuche immer noch durch die Institution des Bazars geprägt wird. Nicht zu unterschätzen ist dabei auch die wirtschaftliche Macht der Bazaris, die zum Beispiel bei der Finanzierung der islamischen Revolution eine wichtige Rolle spielten. Das bedeutete zum Beispiel, das sie die Maschine bezahlten mit der Chomeini aus dem Pariser Exil zurückkehrte. Abends ging es dann auf unseren ersten Inlandsflug nach Shiraz Auch dieser Inlandsflug hatte wie eigentlich alles in der islamischen Republik eine politische Komponente. Die staatliche Fluggesellschaft Iran Air, mit der auch wir unseren Flug bewältigten, besitzt nämlich eine große Boeing Flotte, für die sie seit dem Sturz des Sah zumindest offiziell keine Ersatzteile mehr erhält. Das wiederum hat den Effekt, das Iran Air seine am Besten erhaltenen Maschinen dem internationalen Flugverkehr vorbehält, sodass für den Inlandsverkehr der ganze potenziell klapprigere Rest übrig bleibt. Diese Faktoren sorgten dafür dass wir alle mich eingeschlossen zwar keine Angst aber doch ein mulmiges Gefühl vor dem Flug hatten .Der fand schließlich in einer äußerlich gut erhaltenen und etwas klapprigen Fokker 100 statt. Wenn man in so einem Gefährt unterwegs ist bekommt Fliegen noch mal ne ganz andere Qualität. Obwohl der Flug deutlich lauter und holpriger ablief als der vorangegangene machte er trotzdem Spaß, weil das Flugzeug einfach einen gewissen Charme hatte und auf mich irgendwie gemütlich wirkte. Der Rest vom Flug selbst verlief abgesehen von gelegentlichen Lufltöchern und Rumpeln Problemlos. Kurios war die Verpflegung an Bord. Es gab Wurst Sandwichs mit French Dressing - ungewöhnlich aber lecker. Nach der Ankunft landeten wir dann in einem ziemlich krassen Luxushotel, das betrachtet man unsere weiteren Quartiere vollkommen aus dem Rahmen viel. Auch hier gab es aber einige Kuriositäten die mir so noch nirgends begegnet sind. So waren im gesamten Hotel die Treppengeländer mit Leder ummantelt Außerdem gab es in den Aufzügen eine Fußmatte passend zum Wochentag, und es erwies sich das Englischkenntnisse und Luxushotellerie in der islamischen Republik nicht zwingend Kongruent zueinander sind. Das Frühstück hieß hier nämlich Break fast. Der Tag schloss mit einem Essen im ziemlich luxuriösen und Dekadenten Hotelrestaurant.
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Blick in den Gebetsraum der Freitagsmoschee |
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Die Felsige Decke der Freitagsmoschee |
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Außenansicht der Freitagsmoschee |
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Freitagsmoschee Außenansicht die Zweite |
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Eingang des Basars in Esfahan |
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Gewürze auf dem Basar von Esfahan |
Mittwoch 25.7.2007
Dieser Tag war der erste den ich als wirklich strapaziös bezeichnen würde. Das lag vor allem an zwei Faktoren, nämlich erstens der Hitze und zweitens dem doch relativ dichten Programms das allerdings ausreichend Raum zum relaxen bot. Zunächst ging es nach Persepolis der alten persischen Residenzstadt. Obwohl Persepolis unzweifelhaft ein wichtiges und kulturhistorisch wertvolles Monument ist muss ich leider sagen, das ich ein wenig enttäuscht bin, ich hatte doch gehofft dass ein wenig mehr erhalten ist. Möglicherweise bin ich aber auch schlicht durch das Tal der Könige das ich letztes Jahr bereist habe verwöhnt und hatte zu hohe Erwartungen. Verschärfend kam hinzu das unsere Führerin uns in einem ziemlichen Höllentempo durch die Anlage hetzte, was die Möglichkeiten des auf sich wirken lassen doch stark limitierte. Nicht einmal für ausgedehnte Fotostrecken blieb Zeit. Nichts desto weniger lohnt sich ein Besuch in Persepolis auf alle Fälle. sollte ich noch mal in den Iran reisen muss ich auf alle Fälle wieder hier hin, dann hoffentlich etwas weniger gehetzt und ausgedehnter. Als nächstes aßen wir in einem sehr netten Gartenrestaurant zu Mittag, wie eigentlich fast immer kebab und Reis, und machten uns dann auf zum Grabmahl der persischen Dichter Legende Saadi. Abgesehen davon das die Anlage in einer sehr netten Gartenanlage beheimatet ist, in der man auch hervorragend entspannen konnte, fällt hier vor allem der offenen und unverkrampfte Umgang mit dieser Städte Iranischer Kulturgeschichte auf. Der äußert sich darin das massenweise Leute an den Sarg pilgern und sich sogar wie selbstverständlich auf den Sarg setzen, Fotos schießen sich unterhalten etc. Bei den Größen Deutscher Dichtkunst wie Goethe oder Schiller wäre ein solcher Umgang wohl undenkbar. Der Iran tickt eben kulturell in vielen Bereichen anders. Lustig war es auch zu erleben wie komplett verdreht die Rollen zwischen Einheimischen und Touristen hier teilweise sind. Während überall sonst Deutsche Touristen so ziemlich alles Fotografieren was ihnen vor die Linse kommt, ist das hier oft umgekehrt. X-mal wurden wir mit Begeisterung von Einheimischen Fotografiert, was zeigt wie sehr Touristen hier zur Zeit noch als etwas besonderes wahrgenommen und entsprechend chauffiert werden. Nachdem wir auch das Grabmahl von Hafez aufgesucht hatten, von dem ich aber wegen Durchfall nur wenig mitbekam, ging es danach wohl relativ ungeplant in ein Teehaus, das auf einem Kasernengelände lag. Dort begegneten wir einem Irakischen Beutepanzer aus dem Ersten Golfkrieg auf den man auch draufklettern dürfte. Da konnte ich als "Grüner Kriegstreiber" nicht widerstehen, getreu dem Motto Grüner Friedenspolitik Frieden schaffen nur mit Waffen! Abends ging es dann noch zum Bazar von Shiraz hier tobt das Leben, wie sich überhaupt das Leben hier ganz besonders stark auf Plätzen und Basaren abspielt. Hier hatten wir beim Shisha rauchen auch unseren ersten Zusammenstoß mit der Polizei, den Shisha rauchen scheint in der Öffentlichkeit irgendwie nicht erlaubt zu sein. Insgesamt begegnete uns aber bis hierhin erstaunlich wenig Repression. Auch gab es Keine Spur von offensiver Agitation über Lautsprecher oder ähnliches. Hier scheinen Chātemīs Reformen offenbar nachhaltig zu wirken und ich bin gleich ein Vorurteil los.
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Säule in Persepolis |
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Soldaten Relief in Persepolis |
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Relief die Zweite |
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Tafel in Saadis Grabmahl |
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Grabplatte Saadis |
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Meine Wenigkeit vor Hafez Grabmahl. |
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Irakischer Beutepanzer |
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Blick auf den nächtlichen Bazar von Shiraz |
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Bazar die Zweite |
Donnerstag 26.7.2007
Zweiter Tag in Shiraz. Morgens ging es zur Besichtigung einer alten Gefängnisburg mit beeindruckender Architektur. Überhaupt gilt für fast alles was wir auf unserer Reise gesehen haben, das die Bauwerke äußerst beeindruckend waren. Der Islam mag Defizite im Bereich Aufklärung und Menschenrechte haben, er hat aber Bauwerke hervorgebracht die vielen Europäischen Baumeistern mindestens ebenbürtig wenn nicht überlegen sind. Danach ging es über einen Bazar für Einheimische, der erneut beeindruckende Architektur bot. Vor allem aber wurden wir mit mehr Religiosität (viele tief verschleierte Frauen) und vor allem erstmal unübersehbarer Armut konfrontiert. Ich habe ohnehin das Gefühl das diese Gesellschaft tief gespalten ist, und zwar zwischen wirtschaftlich gut abgesicherten Mittelschichten wie zum Beispiel auch Familie Malmanesh ,die meinem Eindruck nach tendenziell eine kritische Haltung zum System einnehmen, und armen tief religiösen Milieus , die dann zumindest tendenziell das System stützen. Ich bin mir natürlich bewusst das solche Aussagen sehr problematisch sind zumal dieses Tagebuch keine empirischen Beweise für diese These anführen kann. Es ist aber doch mein Eindruck denn ich nun hier wiedergebe. Mittags ging’s dann lecker Essen in einem gemütlichen Restaurant. Essen ist hier kulturell auch völlig anders gestrickt. Während man in Deutschland bei Hitze eher wenig isst langt der Iraner richtig zu. Anschließend wollten wir das Mausoleum des Bruders von Imam Ali besichtigen, und scheiterten hier erstmals, denn für Nicht-Muslime gab es keinen Zutritt. Danach kehrten wir zur Festungsanlage des Vormittags zurück und hatten dort ein sehr interessantes Gespräch mit einem Fernsehteam des Iranischen Staatsfernsehens, dessen Chef ein lange in Deutschland lebender freier Filmproduzent war, der uns drastische Einblicke in die staatliche Zensur gab. Erstaunlich fand ich hierbei wie drastisch die staatliche Zensur durchgreift, ich war eigentlich davon ausgegangen das es den Reformern unter Chātemī gelungen war in diesem Bereich nachhaltig Positionen zu erobern, und das dadurch die Zügel in diesem Bereich eher laxer gehandhabt werden. Offensichtlich ein Irrtum. Anschließend fahrt zum Flughafen und hier erlebten wir unser blaues Wunder, denn unsere Maschine viel aus was eine direkte Folge des Embargos ist, über das ich ja bereits schrieb. Dennoch bin ich hier wirklich stolz auf unsere Gruppe, den sie bewies viel Humor und ertrug die Stunden lange Wartezeit sehr gut. Wir überbrückten die Zeit mit Lesen spielen, Musik hören etc. Erst gegen 4 Uhr ging dann doch noch eine Maschine, sodass wir gegen 5 uhr Morgens in Isfahan eintrafen und völlig erschöpft auf unsere Matratzen sanken.
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Impression des Hofs der Gefängnisburg |
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Säule der Gefängnisburg |
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Schuhgeschäft im Einheimischen Bazar von Shiraz. Die Sohlen bestehen aus Autoreifen. |
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Blick über den Einheimischen Bazar |
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Lecker Kebab ! |
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Shrek schaffts auch in den Iran. |
Freitag 27.7.2007
Entspannungstag bei Familie Malmanesh. Bedingt durch die lange Nacht auf dem Flughafen war das Programm heute eher relaxt. Wir schliefen lange, aßen dann irgendwann zu Mittag. und entspannten. Es gab nur einen einzigen Programmpunkt, der sich aber als absolutes Highlight entpuppte. Gegen Abend fuhren wir nämlich in das Haus einer Schwester von Herrn Malmanesh etwas außerhalb von Isfahan um dort den Geburtstag von Imam Ali, dem höchsten schiitischen geistlichen zu zelebrieren. Dieser Anlass ist im Iran übrigens auch staatlicher Feiertag. So ein orientalisches Familienfest muss man einfach mal erlebt haben. Zunächst gibt es Unmengen zu essen. Das fängt an mit der Ersten Runde Tee geht weiter mit Obst und Gebäck. und schloss dann irgendwann später mit unglaublich leckeren Iranischen Hamburgern. Außerdem wird auf einem solchen Fest traditionelle Musik gespielt, die in unserem Fall von Familienmitgliedern selbst gespielt wurde. Vor allem aber wird mit einer Inbrunst und Begeisterung getanzt und gesungen wie ich sie in Deutschland noch nie erlebt habe. Hervor tat sich dabei die kleine Shaphire. Unglaublich was für eine Körper und Rhythmus Gefühl die kleine aber auch die Kinder allgemein hier im Iran mitbringen. Probleme wie Fettleibigkeit und Unbeweglichkeit bei Kindern scheinen hier noch weitgehend fremd. Es ist zu hoffen dass es dabei bleibt. Nach Ende der Feier ging es dann noch zu einem Aussichtspunkt in einem Park in der Nähe, ehe wir dann gegen 3 erschöpft in unsere Betten fielen.
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Unser Schlafraum |
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Unser Bad |
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Shaphire der Star der Feier |
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Shaphire singt |
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Meine Wenigkeit ein wenig betrunken |
Nun noch zwei kleines Videos. Die Qualität ist zwar ziemlich grausam, weil sie spontan mit meiner Digitalkamera aufgezeichnet wurden, sie geben aber einen kurzen Einblick in die Atmosphäre des Fests.
Samstag 28.7.2007
Zweiter Tag der Feierlichkeiten von Alis Geburtstag Im Fernsehen laufen Predigten, wir schlafen lange und erholen uns vom Familienfest. Fernsehen ist hier eine von vielen Kleinigkeiten die noch völlig anders wahrgenommen werden als bei uns in Deutschland. Wenn Familie Malmanesh Fernsieht, führt das zu einer großen Versammlung und es wird wenn möglich zusammen gesehen. Das gilt sowohl für die Straßenfeger an denen auch die kleinen teilhaben dürfen als auch für das Kinderprogramm an dem auch die Erwachsenen Partizipieren. Das ist zwar nur eine Randbeobachtung stellt aber doch einen Unterschied zu Deutschland dar wo das Fernsehen meinem Eindruck nach zu einem stark individualisierten Akt geworden ist. Ansonsten stand Packen für die anstehende Rundreise an, die wir nach dem Mittagessen mit einer 8 Sündigen Fahrt Richtung Teheran mit unserem kultigen aber engen Bus antraten. Die Fahrt selbst verlief dabei relativ ereignislos, abgesehen von den häufigen Polizeikontrollen, die hier aber an der Tagesordnung sind. kuriose Randnotiz war für mich ein Fastfood Restaurant unweit des religiösen Zentrums Gom. Wie nah Religion und westliche Lebensart dann doch manchmal beieinander liegen. Gegen 9 Uhr Abends kamen wir dann bei unserer Gastgeberin in Teheran der Schwester der Schwägerin von Herrn Malmanesh an. Die lebt in einem relativ öden Wohnblock, verfügt aber durchaus über westliche Konsumgüter, unter anderem den größten Flachbildfernseher den ich jemals gesehen habe, Mittelschicht eben. Nachdem wir leckeren Sandwiches aßen und von unserem Busfahrer Herrn Mohamadi göttlich massiert wurden fielen wir ins Bett.
Sonntag 29. 7.2007
Heute war der Tag der offiziellen Termine. Morgens ging es in die Deutsche Botschaft, wo wir von 3 Jungdiplomaten die offizielle Linie der Deutschen Politik erläutert bekamen und diese im Rahmen des möglichen auch kritisch hinterfragten und diskutierten. Themen waren dabei auch die anstehende Parlamentswahl, und die Lage von Frauen und Menschenrechten im Iran. Überraschungen gab es dabei keine, was aber auch klar ist, schließlich stellen sich Diplomaten argumentativ nie gegen ihre eigene Regierung. interessant war es trotzdem, und für den weiblichen Teil der Gruppe auch sehr angenehm, dar sie ihre Kopftücher ablegen dürften. Überrascht hat mich aber die Jugendlichkeit unserer Gesprächspartner, ich hätte doch erwartet das auf einem brisanten Posten wie Teheran erfahrenes Personal sitzt. Teheran selbst ist übrigens meiner Meinung nach keine Reise wert. Es ist einfach nur ein heißer und widerlicher Moloch, wobei wir noch glück hatten weil es die Nacht vorher geregnet hatte. Vielleicht ist das in Großstädten in einem Schwellenland auch unvermeidbar, jedenfalls war es nicht angenehm. Weil dem so war flüchteten wir nach dem Mittagessen dann ach in die Wohnung unserer Gastgeberin wo wir uns bis zum Abend ausruhten. Abends dann ging es nach Davand eine Beeindruckende Schlucht die vollständig mit Lokalen angefüllt war. Wir fanden ein besonders schönes das in den Gebirgsfluss der die Schlucht durchfließt mittels Plattformen hineingebaut wurde, sodass wir über dem Fluss thronend zu Abend aßen. Ein wirklich erhebendes Gefühl.
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Ein Einblick in unseren Bus |
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Essen Im Davand auf Platformen im Fluss |
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Und nach dem Essen erstmal genüsslich Shisha rauchen |
Montag 30.7.2007
Zweiter Tag in Teheran und zugleich Tag unseres wahrscheinlich heikelsten Termins. Zum Auftakt des Tages ging es nämlich zu einer Diskussion ins Institut for Politics and International Studies (Ipis) übrigens jene Institution die Anfang 2007 die berüchtigte Holocaust Konferenz organisierte. Die Diskussion war dann auch recht gewöhnungsbedürftig, und verlangte mir viel ab, denn wie ich ja bereits feststellte hatte und habe ich auch heute teilweise noch Schwierigkeiten mich in die Perspektive des Nahen Ostens hineinzuversetzen. Diese Fähigkeit war gerade hier aber besonders gefragt. Das hing vor allem mit der extrem vom Westlich - politikwissenschaftlichen Mainstream abweichenden Sicht auf die Welt zusammen die IPIS vertrat, und das nicht plump sondern topp geschult und mit Hilfe von Fachlich nicht ohne weiteres abzulehnenden Argumenten. Das drückte sich zunächst mal darin aus, das der Westen in relativ extremer Weise als Marionette der USA gesehen wurde, der in folge dessen nicht in der Lage sei eine eigenständige Außenpolitik zu betreiben. Das sich Bündnispolitik in EU und Nato und eine selbstbewusste eigene Linie in der Außenpolitik nicht ausschließen müssen war hier nur sehr schwer vermittelbar. Andererseits wurde aber ausgesprochen rational geopolitisch argumentiert, natürlich mit verweis auf die erheblichen Rohstoffreserven des Iran. Diesen Teil der Veranstaltung hätte ohne weiteres auch ein Wilfried von Bredow formulieren können. Sehr stark wurde die Erwartung artikuliert Deutschland möge sich aus seinen Bindungen befreien und eine selbstständige Außenpolitik machen. Schwierig wurde es naturgemäß beim Thema Frauen und Menschenrechte. Doch auch dort zeigte man zu meiner Überraschung zumindest grundsätzlich Diskussionsbereitschaft, auch wenn man letztendlich natürlich nicht von der offiziellen Linie abwich, was bei einer mit dem Außenministerium verbundenen Institution aber auch nicht weiter verwundert. Insgesamt war es für mich ein sehr spannender Besuch, weil ich unabhängig von dem Fakt das ich mich persönlich schwer tat die Perspektive des Ipis einzunehmen sehr interessant fand hier eine komplett vom Politikwissenschaftlichen Mainstream abweichende Sicht auf die Welt präsentiert zu bekommen. Zum Abbau meiner Scheuklappen in diesem Bereich hat dieser Besuch mit Sicherheit viel beigetragen.
Als nächstes ging es zur Deutsch-Iranischen Auslandshandelskammer (AHK) Dieser Termin war zwar bei weitem nicht so spannend wie der vorangegangene, ganz informativ war es aber trotzdem mal einen Einblick zu erhalten mit welchen Schwierigkeiten Unternehmen so konfrontiert werden. Skurriles Detail war die Bemerkung einer unserer 3 Deutschen Gesprächspartnerinnen die unvermittelt von "Unserem geistigen Führer " sprach. 30 Jahre islamische Republik hinterlassen offensichtlich spuren, auch im Denken. Anschließend sollte es eigentlich Richtung Semna gehen, was aber flach viel, weil unsere Gastgeberin sehr kurzfristig erkrankte. Also übernachteten wir in einem öffentlichen Park, der Idyllisch am Wasser gelegen war, aber ziemlich widerliche Toiletten hatte. Was sich für Mitteleuropäer sehr ungewöhnlich anhört ist hier übrigens völlig normal. Dar es offenbar viele Reisende aber zu wenig erschwingliche Hotelbetten gibt ist schlafen in Parks hier offensichtlich anerkannt und akzeptiert.
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Vertreter Des Ipis in Diskussion mit uns |
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Sofian und Mister Mohamadi der beste Busfahrer der Welt (-: |
Dienstag 31.7.2007
Früh morgens ging es weiter Richtung Kaspisches Meer, genauer gesagt in ein Haus von Bekannten von Herrn Malmaneshs Eltern das etwa 20 Kilometer vom Kaspischen Meer entfernt liegt. Dabei durchquerten wir das Zagros Gebirge. Die Pässe die man hierbei durchquert sind wirklich Atemberaubend, leider hatte ich aber just an diesem Tag schlimmen Durchfall der mich ziemlich Schach Matt setzte. Deshalb ging mir ein Großteil der Landschaft die durch Schluchten und eine Menge Staudämme geprägt ist durch die Lappen. Nach Ankunft bei unseren Gastgebern blieb mir dann leider keine andere Wahl als zu schlafen, sodass dieses Tagebuch über diesen Tag nichts weiter mehr zu berichten weiß.Nachfolgend ein paar Landschaftsimpressionen
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Blick auf einen der Vielen Stauseen im Gebirge |
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Bewaldete Berghänge |
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Bewaldeter Berghang die Zweite |
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Hier wird es dann schon etwas karger |
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Insgesamt ist es aber sehr Grün und die Stromleitungen sind auch recht charakteristisch |
Mittwoch 1.8.2007
Zweiter Tag im Norden. Wir fuhren durch wunderschöne Landschaft ans Meer und mussten feststellen dass das Klima hier wirklich mörderisch ist. Es ist nämlich im Gegensatz zum Rest des Landes nicht nur heiß sondern auch feucht. Davon ließen wir uns aber nicht abschrecken, denn in der Gruppe bestand das dringende Bedürfnis zu schwimmen .Das aber ist im Iran gar nicht so einfach, denn erstens gibt es relativ wenige Strände, und an denen herrscht strikte Geschlechtertrennung, wobei die Frauen in jedem Fall in voller Montur ins Wasser müssen. Darauf hatten wir natürlich keine Lust. Da blieb nur ein Motorboot das von einem ziemlich seltsamen David Hasselhoff Verschnitt gesteuert wurde anzuheuern und ihn zu beauftragen uns möglichst weit raus zu fahren auf das uns die berüchtigte Sittenpolizei nicht erwische. Zunächst ging das auch gut, bis nach circa einer Halben Stunde unser Boot verschwand. Fanden wir das zunächst noch ganz witzig, verlor sich dies je länger das Boot verschwunden blieb. Wie sich später herausstellte war unser Bootsführer nach einem Hinweis vom Strand vor der anrückenden Sittenpolizei geflohen, der wir dann nach seiner Rückkehr gleichfalls nur knapp entkamen. Es hat wohl nicht viel gefehlt und wir wären die Stars in der Tagesschau gewesen. Ich muss sagen diese Erfahrung war doch irgendwie grenzwertig, zumal die Sittenpolizei freundlich ausgedrückt absolut keinen Spaß versteht Glück gehabt!
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Kaspisches Meer 1 |
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Kaspisches Meer 2 |
Donnerstag 2.8.2007
Heute Stand wieder eine Gewalttour auf dem Programm. Unser Weg führte uns dabei nach Kermansha an den Rand des Kurdengebiets das übrigens unter anderem für seinen Honig bekannt ist. Wir fuhren dabei erneut durch das äußerst beeindruckende Gebirge. Allerdings dauerte die Fahrt rund 17 Stunden, und war dadurch äußerst strapaziös. Irgendwann hat man sich bei besten Willen an der Landschaft satt gesehen. Es ist geradezu übermenschlich was unser Fahrer Herr Mohamadi hier geleistet hat, der uns abgesehen von kurzen Pausen die ganze Zeit alleine fuhr. An dieser Stelle meinen Respekt für diesen sympathischen Mann, der nicht nur der Beste Fahrer ist den ich je getroffen habe, sondern auch noch ein göttlicher Masseur. Außerdem ist Herr Mohamadi der lebende Beweis dafür dass Kulturaustausch einen Menschen und seine Einstellungen verändern kann. Herr Mohamadi stammt nämlich aus einer konservativen Familie und hat bis vor ein Paar Jahren einer Frau nicht einmal die Hand gegeben. Inzwischen gibt er Frauen nicht nur die Hand sondern massiert sie sogar und geht auch sonst recht ungezwungen mit ihnen um. Da sage noch mal einer Dialog zwischen Kulturen sei Sinnlos.
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Und noch mehr Landschaft |
Freitag 3.8.2007
Wie immer nach einer Gewalttour war auch heute nicht besonders viel los, und wir verlebten einen entspannten Tag in Kermansha, erholten uns in einem Park und besichtigten alte Safawidische Monumente. Außerdem tranken wir Tee bei Bekannten unseres Gastgebers und schauten am Ende Deutsches Fernsehen, was schon etwas surreal war, mich aber noch mal auf das Thema Fernsehen und Medien bringt. Die möglicherweise verbreitete Ansicht im Iran lebten die Menschen infolge totaler Medienzensur sozusagen hinter dem Mond muss nämlich zurückgewiesen werden. Zwar sind die Medien selbstredend gleichgeschaltet, allerdings können die Mullahs die Medienkontrolle kaum mehr Durchsetzten, weil zumindest in den Mittelschichten, und nur von diesen kann ich berichten jede Familie eine Satellitenschüssel zu besitzen scheint, mit der sie dann alles erdenkliche Empfangen kann, eben auch Deutsches Fernsehen. Abgesehen von Fremdsprachigen Angeboten, versorgen farsisprachige Sender in den USA den Iran ebenfalls mit alternativem Programm. Nach dem Tee trinken und einer kurzen Pause brachen wir dann in einen Park auf wo wir sehr leckere Sandwisches aßen und das Nachtleben in einem Park noch einmal in uns aufnehmen konnten. Wir vertrieben uns die Zeit übrigens mit Stiller Post, das auch im Iran bekannt ist und im Sinne der Völkerverständigung abwechselnd mit einem Deutschen und einem Farsi Wort gespielt wurde sehr spaßig .Auch wenn wir relativ wenig in Kermansha unternahmen, bot die Stadt doch noch einmal einen ganz anderen Eindruck von diesem vielschichtigen und komplizierten Land, da sie am Rande des Kurdischen Iran liegt. Außerdem wären wir wahrscheinlich rein körperlich gar nicht in der Lage gewesen ein strafferes Programm durchzustehen.
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Safawidisches Relief in Kermansha 1
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Safawidisches Relief in Kermansha
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Safawidische Reliefs in Kermansha |
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Wasserfall Bei Kermansha |
Samstag 4.8.2007
Tag der Rückreise nach Esfahan und damit Ende unserer Rundreise durch den Süden und Norden des Landes. Wir brachen gegen 9 Uhr auf, und erneut nahm die Fahrt einen ganzen Tag in Anspruch. Unsere Route führte uns über Kermansha und Gom, inklusive Zwischenstopp bei einer Freundin von Herrn Mohamadi, was ganz interessant war, da dies eine der wenigen Begegnungen mit einer konservativen Familie war. Highlight war der Besuch bei einem Mullah in Gom einem Verwandten von Herrn Mohamadi inklusive Diskussion, über Religion, Politik, Frauen und Menschrechte. Auch wenn auch hier letztlich nicht von offizieller Linie abgewichen wurde, war es spannend und erhellend zu realisieren, das sich auch mit Mullahs vernünftig reden lässt, was wiederum zu Reduzierung meiner zu Beginn dieses Textes skizzierten Vorurteile beitrug. Gelegentlich hatte ich während der Diskussion sogar den Eindruck, das die Ansichten unseres Gastgebers nicht wesentlich schlimmer waren als die so manch ultra-konservativer Würdenträger der Katholischen Kirche, auch wenn ich mir natürlich bewusst bin, das sich diese beiden Dinge nur unzureichend miteinander vergleichen lassen. Negativ war heute der Diebstahl meines Rucksacks gleich anschließend, der schon etwas seltsam anmutet, bedenkt man die starke Polizeipräsenz in dieser Stadt. Früh morgens Ankunft bei Familie Malmanesh.
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Zu Gast beim Mullah |
Sonntag 5.8.2007
Wie so oft nach Langen Bus Touren am Vortag lief heute nicht viel, wir erholten uns im wesentlichen von der Busfahrt vom Vortag und der Rundreise insgesamt und verbrachten zeit mit Familie Malmanesh Einziger offizieller Programmpunkt war ein Essen bei der Familie von Herrn Mohamadi, in dessen Verlauf wir doch etwas besorgt waren, weil Florian, der sich auf der Fahrt in Nahdjme eine Einheimische verliebt hatte, und an diesem Abend mit ihr aus war sich nicht meldete und die Befürchtung bestand die beiden konnten von der Sittenpolizei erwischt worden sein. Dies war dann aber letztlich glücklicherweise nicht der Fall. Am Ende dieses schönen Abends präsentierte uns Herr Mohamadi noch seine traditionellen Sportgeräte.
Montag 6.8.2007
Shopping Tag auf dem Basar von Esfahan. Heute stand der Tag ganz im Zeichen des Konsums. Wir erwarben allesamt die Dinge, die wir uns entweder schon vor der Reise Vorgenommen oder beim ersten Aufenthalt in Esfahan ausgewählt hatten. Das konnten Tücher sein, Teppiche oder Musikinstrumente. Für mich bedeutete der Einkauf den Erwerb einer traditionellen Wasserpfeife sowie Sohan und Gaz(beides traditonelle Süßspeißen). 1,5Kilo Safran Nüsse, und eben soviel Tee und schließlich Safran selbst. Nach dem Einkauf ging es erstmal zum Mittagsschlaf. Der ist hier kulturell fest verankert, während er in Deutschland ausgestorben scheint. Das ist natürlich aus der Großen Hitze erklärlich die einfach unglaublich Müde macht. Interessant ist aber das wirklich jeder schläft und das vor allem überall geschlafen wird. Da braucht es keine Betten oder Matratzen, da reicht schon ein flauschiger Teppich , die liegen ja eh überall hier rum. Abends ging es dann in das Südvirtel von Esfahan, wo der Beweis angetreten wurde das auch im Iran Shoppin Mals nach westlichem Vorbild existiert. Klamottenladen an Klamottenladen, massen an Schuhen wenn auch oft super offensichtlich gefälscht und wohlhabende Iranerinnen, grauenhaft entstellt in ihrem Bestreben dem Westlichen Schönheitsideal zu entsprechen Ich muss sagen dieser Teil das Programm ist der einzige der mich persönlich ziemlich gelangweilt hat . Interessant hingegen war dann am Späten Abend der Besuch im Hotel Abasi einem Beeindruckenden Luxushotel mit Kulturhistorischen Wert, es stammt nämlich aus der Zeit der Safawieden, hat also einige Hundert Jahre auf dem Buckel.
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Wandbild aus dem Hotel Abasi |
Dienstag 7.8.2007
Heute Stand der letzte Große Ausflug der Reise an. Er führte uns nach Nain, einer wunderschönen Stadt am Rande der Wüste Zwischen Esfahan und Jast, dem Zentrum der Zahratustra Gläubigen von denen im Iran noch einige tausend gibt, und zugleich Heimatstadt von Herrn Mohamadi. Wir starteten bereits gegen 6 Uhr morgens und kamen zunächst an einen absolut beeindruckenden 400 Jahre alten Baum, unter dem wir zunächst frühstückten. Danach ging es weiter zu einer Weberei für Mullah Gewänder, die in sehr niedrigen Lehmhütten untergebracht war. Sehr schön mal zu sehen wie das alles hergestellt wird, und unangenehm so was mal zu tragen, diese Gewänder sind nämlich sehr kratzig. Auf mich wirkte die Stadt irgendwie sehr ursprünglich und der Welt entrückt. Ein wenig erinnerte sie mich an Tatooine den Heimatplaneten von Luke Skywalker der Hauptfigur der Starwars Saga. Anschließend besichtigten wir noch das örtliche Heimatmuseum, und machten dann erstmal wieder Mittagspause. Anschließend sollte es dann noch zum Basar gehen, der aber geschlossen war. Doch so ein leerer Basar ist auch mal ein Erlebnis. Ich begegnete dabei zufällig noch zwei Männern, die auf ziemlich ursprüngliche Weise ein Stück Eisen schmiedeten, auch das etwas was einem nur noch in Ländern wie dem Iran passieren kann. Höhepunkt des Tages war der Besuch des traditionellen Sporthauses, wo wir eine beeindruckende Vorführung traditioneller Iranischer Leibesübungen erhielten, übrigens geleitet von Herrn Mohamadi. Interessant fand ich hier welche enge Verbindung körperliche Ertüchtigung und Religion eingehen, denn zwischen und während der einzelnen Übungen wurden religiöse Texte rezitiert. Anschließend ging es zurück nach Esfahan. Insgesamt würde ich sagen dass der Ausflug nach Nain der vielleicht schönste auf der ganzen Exkursion war.
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Besagter alter Baum mit leckeren Früchten |
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Sofian im Mullahgewand |
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Weber bei der Arbeit |
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Eingang einer Höhlenbehausung |
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Schmiede in einer Seitenstraße des Basars von Nain |
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Arena eines traditionellen Sporthauses in Nain |
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Traditionelle Keulen |
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Tanz im Sporthaus 1 |
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Tanz im Sporthaus 2
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Sportler in Aktion |
Mittwoch 8.8.2007
Letzter voller Tag im Iran. Wir besuchten noch einmal den Basar und holten die 2 Tage vorher bestellten Wasserpfeifen, Tabak und einiges mehr ab.Ich erwarb noch ein sündhaft teures Backgemon Spiel. Am Nachmittag fuhren wir dann zur Familie von Nadjme und ließen uns dort verköstigen. Dies hängt damit zusammen dass sich der Mann in diesem Fall also Florian am Besten samt Familie bei der Familie der Frau vorstellen muss. Da Florian logischerweise seine Familie nicht dabei hatte übernahm die Reisegruppe diese Rolle. Dies war zwar sehr lecker und auch sehr entspannend, sogar ein Pool zum Schwimmen war vorhanden, trotzdem hätte ich es besser gefunden wenn man diesen halben Tag noch mal für irgendeine Besichtigung genutzt hätte. Andererseits was tut man nicht alles für verliebte und wirklich unangenehm war es ja auch nicht .Abends dann noch Diskussion mit einem Staatsanwalt aus der Nachbarschaft. Überraschungen gab es hier keine. Ich empfand die Ausführungen des Staatsanwalts teilweise sogar als Farce. Würden alle Angaben des Staatsanwalts stimmen, wäre der Iran geradezu ein demokratisches Paradies. Andererseits möchte ich nicht ausschließen, das es sich bei unserem Gesprächspartner nur um einen kleinen Beamten handelte der wirklich von dem überzeugt war was er uns da erzählte, und für den man deshalb Verständnis haben sollte.
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Schwimmen im Pool von Nadjmes Familie -kalt aber angenehm
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Donnerstag 9./Freitag 10.8.2007
Tag des Abschieds. Heute gab es noch einen letzten Programmpunkt nämlich den Besuch des Merthyrerfriedhofs von Esfahan , was für mich eine sehr unmittelbare und bewegende Auseinandersetzung mit dem Thema Tod war. Ansonsten verbrachten wir noch einmal zeit mit der Familie. Ich zum Beispiel spielte ausgiebig mit Shaphire, und unterhielt mich sehr gut mit Mariam inklusive e-Mail Adressen Austausch. Gegen 8 Uhr Abends ging es dann auf die Fahrt zum Flughafen Die Fahrt verlief eigentlich normal, lediglich die Tatsache das Florian seinen Marburger Wohnungsschlüssel in Esfahan vergaß und wir uns deshalb mit einem Nachtkurier auf einer Raststätte bei Gom treffen mussten sorgte für etwas Aufregung. Morgens um Acht flogen wir dann zurück nach Frankfurt, wo wir uns gegen Eins Deutscher Zeit schließlich trennten.
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Märtyrergrab in Esfahan 1
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Märtyrergrab in Esfahan 2 |
Fazit
Unterm Strich war die Reise in den Iran unglaublich ereignisreich, und mit die Beste Reise die ich überhaupt je gemacht habe. Ich habe viele Menschen Kennen gelernt und vor allem haben sich viele meiner Vorurteile in Wohlgefallen aufgelöst. Ich habe gelernt die Welt nicht mehr ausschließlich aus europäischer Perspektive zu betrachten und ich bin zum absoluten Fan des Iran geworden. Tolle Menschen, Tolle Kultur. tolles Essen. Tolles Land Trotz aller positiven Eindrücke darf man aber nie vergessen dass dieses Land eben doch eine knallharte Diktatur ist. Vielleicht trifft der Begriff kritisch solidarisch meine derzeitige Einstellung am Besten. Ich kann nur jedem empfehlen auch einmal das Land zu bereisen.
Wer noch mehr zum Land aus meiner Feder erfahren will, lese den Bericht zu meiner Zweiten Iran Reise vom Sommer 2008